Direktvermarktung von PV-Strom: So funktioniert die Direktvermarktung für Privathaushalte
Jahrzehntelang war die Einspeisevergütung die Standardlösung für PV-Anlagenbesitzer*innen: Erzeugt die PV-Anlage mehr Strom, als verbraucht oder gespeichert werden kann, geht der Überschuss ins öffentliche Stromnetz und wird nach dem EEG-Vergütungssatz vergütet. Aber wussten Sie, dass es mittlerweile eine Alternative zu den auf 20 Jahre festgelegten Vergütungssätzen der Einspeisevergütung gibt? Mit der PV-Direktvermarktung liefern Sie Ihren PV-Überschuss nicht an den Netzbetreiber, sondern verkaufen ihn zu aktuellen Preisen direkt an der Strombörse.
Wir fassen in diesem Beitrag zusammen, wie die Direktvermarktung von PV-Strom funktioniert, welche Vorteile sie bietet und für wen sich die Direktvermarktung lohnt.
Das erwartet Sie hier:
Was bedeutet Direktvermarktung?
Wie funktioniert die Direktvermarktung?
Voraussetzungen für die Direktvermarktung von PV-Strom
Lohnt sich PV-Direktvermarktung?
Welche Herausforderungen gibt es bei der Direktvermarktung?
Fazit: PV-Direktvermarktung als Bestandteil der Energiewende
Was bedeutet Direktvermarktung?
Unter Direktvermarktung versteht man den Verkauf von Strom aus erneuerbaren Quellen an der Strombörse. Bezogen auf Photovoltaik bedeutet dies, dass der erzeugte PV-Strom nicht gegen die EEG-Einspeisevergütung ins öffentliche Netz eingespeist, sondern zu aktuellen Marktpreisen an der Strombörse verkauft wird. In Deutschland gibt es diese Form der Stromvermarktung seit 2012.
Seit 2016 ist die Direktvermarktung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) für PV-Anlagen ab 100 kWp gesetzlich vorgeschrieben. Für kleinere, privat genutzte Anlagen war die Vermarktung an der Strombörse bisher meist nicht profitabel, da der Solarstrom zum größten Teil selbst genutzt wurde – und auch, weil es kaum Angebote – aufgrund der hohen (mess-)technischen Anforderungen - für Direktvermarktungsservices gab.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl privat betriebener Solaranlagen allerdings stark gestiegen. Die Menge des privat eingespeisten Solarstroms steigt – und die Einspeisevergütung wurde schrittweise reduziert. Gleichzeitig wird es für die Netzbetreiber immer schwieriger, an sonnenreichen Tagen mit hoher PV-Produktion die Stabilität der Netze zu gewährleisten. Daher ist die zukünftige einfache Integration von PV-Strom und die Nutzung von Speichern im Strommarkt entscheidend für die Versorgungssicherheut.
Wie funktioniert die Direktvermarktung? Was muss ich tun?
Privat genutzte Photovoltaikanlagen sind heute meist auf einen möglichst hohen Eigenverbrauch ausgelegt. Das bedeutet, dass nicht der gesamte Stromertrag direkt vermarktet wird, sondern nur der PV-Überschuss. Da diese Strommengen vergleichsweise gering sind, lohnt es sich für Eigenheimbesitzer*innen derzeit noch nicht, ihren Strom selbst am Energiemarkt zu verkaufen. Zudem wäre dafür eine Börsenzulassung nötig. Daher müssen Besitzer*innen privater Solaranlagen einen sogenannten Direktvermarkter oder Vermarktungsdienstleister mit dem Verkauf beauftragen.
Mit der Option der Direktvermarktung ändert sich das: Eigenverbrauch bleibt weiterhin das Maß aller Dinge, das die Bezugskosten von Strom signifikant höher sind als die Einspeiseerlöse. Aber die optimale PV-Größe ändert sich – und es lohnt sich zunehmend, das gesamte Dach auszunutzen. Auch für die Energiewende ist das ein wichtiger Aspekt.
Wie können private Haushalte Ihren Überschussstrom direkt vermarkten lassen? SENEC bietet hierzu, für die Berechnung der optimalen Anlagengröße, einen Angebotskalkulator.
- Inbetriebnahme Deiner PV-Anlage beim zuständigen Netzbetreiber: Neben dem Direktvermarktungsunternehmen ist auch der zuständige Netzbetreiber an der Direktvermarktung beteiligt. Wenn Sie Ihren PV-Strom direkt vermarkten möchten, muss Ihre Anlage also bereits in Betrieb und beim Netzbetreiber für die Einspeisevergütung angemeldet sein.
- Einbau eines intelligenten Messsystems: Eine weitere Voraussetzung für die Direktvermarktung ist die viertelstündliche Messung und Bilanzierung über ein intelligentes Messsystem (iMSys). Das iMSys besteht aus einem digitalen Stromzähler und einer Kommunikationsschnittstelle, die alle Daten der PV-Erzeugung an den Direktvermarkter und den Netzbetreiber übermittelt. Das intelligente Messsystem wird vom zuständigen Messstellenbetreiber – in der Regel Ihr Netzbetreiber – geliefert und installiert. Sie haben aber auch die Möglichkeit, ein iMSys von einem wettbewerblichen Messstellenbetreiber zu kaufen und installieren zu lassen.
- Vertragsabschluss mit dem Direktvermarkter: Durch den Vertragsabschluss mit dem Direktvermarktungsunternehmen wechseln Sie die Vermarktungsform von der EEG-Einspeisevergütung in die Direktvermarktung. Den Wechsel aus der Einspeisevergütung in die Direktvermarktung veranlasst meist der Direktvermarkter für Sie, sodass Sie sich um nichts kümmern müssen.
- Direktvermarktung von PV-Überschüssen: Der PV-Strom, den Sie nicht direkt nutzen oder speichern können, wird durch den Direktvermarkter an der Strombörse vermarktet. Sie haben weiterhin die Sicherheit der EEG Einspeisevergütung über 20 Jahre, nutzen nun aber die Chancen die Ihnen der Energiemarkt bietet.
Voraussetzungen für die Direktvermarktung von PV-Strom
Die wichtigste Voraussetzung für die Direktvermarktung sind eine PV-Anlage (die beim Netzbetreiber für die Einspeisevergütung angemeldet ist), ein intelligentes Messsystem und eine Steuerbox für die Fernsteuerbarkeit der Anlage. Ideal ist es, wenn zusätzlich ein Stromspeicher vorhanden ist. Nur über die Option "Fernzugriff" ist die Auszahlung der Marktprämie durch den Verteilnetzbetreiber garantiert. Für die Vermarktung ist die viertelstündliche Messung und Bilanzierung über ein intelligentes Messsystem notwendig. Über eine Anwendung, wie etwa die SENEC.App, kann der Kunde bzw. die Kundin die eigenen Erzeugungsdaten ständig aktualisiert einsehen.
Auf unserer Themenseite „HEMS“ erfahren Sie mehr darüber, wie das effiziente Heim-Energie-Management-System mit einem intelligenten Messsystem zusammenarbeitet.
Lohnt sich PV-Direktvermarktung?
Die Wirtschaftlichkeit der PV-Direktvermarktung hängt von der Größe und dem Einbauzeitpunkt der PV-Anlage ab. Für kleine Anlagen und Balkonkraftwerke, die nur einen Teil des Haushaltsstromverbrauchs decken und nur an wenigen Tagen im Jahr einen Überschuss erzeugen, lohnt sich das Vermarktungsmodell nicht. Auch PV-Anlagen, die schon einige Jahre in Betrieb sind und noch die alten, deutlich höheren Einspeisevergütungssätze erhalten, können durch die Direktvermarktung voraussichtlich keine Mehrerlöse erzielen.
Interessant ist das Direktvermarktungsmodell vor allem für neue Solaranlagen, die die aktuell niedrigen Einspeisevergütungssätze erhalten und eine entsprechende Menge an überschüssigen Strom produzieren. Die Schwellengröße der PV-Anlage wird kundenindividuell berechnet (Angebotskalkulation) und hängt von verschiedenen Faktoren wie u. a. dem Eigenverbrauch und der Größe des PV-Speichers ab.
Daneben ist die Direktvermarktung auch für mehr als 20 Jahre alte Anlagen eine Option, die noch effektiv Strom erzeugen, aber aus der Einspeisevergütung herausfallen. Diese Anlagen können so auch nach Ablauf der 20 Jahre weiter garantierte Erlöse erzielen.
Trotz schwankender Börsenpreise entsprechen die spezifischen Erlöse aus der Direktvermarktung durch das Marktprämienmodell mindestens der Höhe der EEG-Vergütung. Sie nutzen die Chancen an der Strombörse zu partizipieren bereits heute – und das ohne Risiko.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Direktvermarktung?
Für PV-Anlagen ab 100 kWp ist die Direktvermarktung schon seit einigen Jahren verpflichtend. Für private Anlagen ist das Vermarktungsmodell relativ neu – daher ist die Zahl der Direktvermarktungsanbieter noch begrenzt. Das wird sich zukünftig ändern, da alle PV Anlagenbetreiber größer 7 kWp zukünftig verpflichtend ein iMSys von Ihrem grundzuständigem Messstellenbetreiber bekommen. Heute kann somit in ein System investiert werden, das bestens für die Zukunft gerüstet ist und dessen technische Komponenten so aufeinander abgestimmt sind, dass das Gesamtsystem Zuhause smart funktioniert.
Nicht zuletzt stellen auch die schwankenden Energiepreise ein gewisses Risiko dar. Denn auch wenn Sie über die Marktprämie des Netzbetreibers gegen Verluste abgesichert sind, so kann niemand sicher voraussagen, wie sich die Strompreise entwickeln. Auch wenn die Börsenpreise schwanken, durch das Marktprämienmodell, entsprechen die spezifischen Erlöse aus der Direktvermarktung mindestens der Höhe der EEG-Vergütung, inklusive einem Fernsteuerbarkeitsbonus von 0,4 Cent/kWh, um die zusätzlichen Kosten zu refinanzieren.
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Fazit: PV-Direktvermarktung als Bestandteil der Energiewende
Damit die Energiewende gelingt, müssen nicht nur die erneuerbaren Energien ausgebaut werden – auch die Entwicklung innovativer Energieprodukte ist notwendig. Die Erzeugung, Speicherung und nicht zuletzt der Handel mit Strom aus erneuerbaren Quellen müssen flexibler und auch profitabler werden. Dazu können Modelle wie die Direktvermarktung von PV-Strom beitragen.
Auch wenn sich die Direktvermarktung aktuell noch nicht für jede private PV-Anlage rechnet, so ist sie definitiv ein Teil der neuen Energiewelt. Gerade in Kombination mit dynamischen Stromtarifen wird es PV-Anlagenbetreiber*innen künftig möglich sein, ihren Strombezug wirtschaftlicher zu gestalten – und gleichzeitig die Netze zu entlasten. Eine kompetente Beratung ist hier die Grundlage für die richtige Entscheidung.
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