Solardachziegel

Solardachziegel: Gebäudeintegrierte Photovoltaik mit Pfiff?

Solardachziegel sind ein neuer Trend zur Erzeugung von Solarstrom, der etwa durch die verheißungsvollen Versprechen von Tesla und Elon Musk ausgelöst wurde. Doch während Teslas Solardachziegel in Europa nicht zu erhalten sind, gibt es weitere Unternehmen, die sich damit beschäftigen.

Doch was ist eigentlich ein Solardachziegel? Wie funktioniert er? Welche Vorteile und Nachteile haben solare Dachziegel? Und welche Alternativen gibt es? 

Was ist ein Solardachziegel?

Die Definition ist ganz einfach: Ein Solardachziegel ist ein Dachziegel, mit dem man Solarstrom erzeugen kann. 

Die Idee des Solardachziegels ist deshalb so innovativ, weil zwei Lösungen zusammenwachsen: Der klassische Ziegel einerseits und die Photovoltaikanlage auf dem Dach andererseits. 

Und es gibt einen weiteren Grund, warum sich Hausbesitzer*innen für Solardachziegel entscheiden: das ästhetische Empfinden. Im Vergleich zu deutlich erkennbaren Photovoltaik-Anlagen sind Dächer mit Solardachziegeln nämlich auf den ersten Blick nicht von einfachen Dächern zu unterscheiden. 
 

Solardachziegel im Detail auf einem Dach installiert.

Wie funktioniert ein Solardachziegel?

Grundsätzlich funktionieren Dachziegel mit Solar-Funktion wie konventionelle Solarzellen bzw. eine herkömmliche Solaranlage: Die Solarziegel absorbieren Licht/Sonnenstrahlen und wandeln diese in elektrische Energie um. 

In der Regel sind die Solardachziegel ähnlich groß wie klassische Dachziegel – in Ausnahmefällen deckt ein solches Element mehrere Dachsteine ab.

 

Welche Vorteile haben Solardachziegel?

Solare Dachziegel haben einen großen ästhetischen Vorteil - beispielsweise bei denkmalgeschützten Häusern etwa in Deutschlands Altstädten oder als echte Alternative zur Aufdachanlage im Neubaubereich. Letztlich handelt es sich aufgrund der ästhetischen Vorteile um eine Art gebäudeintegrierte Photovoltaik mit Pfiff.

Dem Vorteil der unauffälligen, ja beinahe unsichtbaren Optik, steht die Leistungsfähigkeit einer solchen Photovoltaikanlage in nichts nach. Laut Experten liegt die Leistungsfähigkeit bei 180 Watt Peak pro Quadratmeter, was nur leicht weniger ist als etwa Aufdach-Module schaffen. Damit sind Solardachziegel auch in diesem Bereich ebenbürtig im Vergleich zu anderen Lösungen. 

Zinsgünstige Kredite zur Förderung gibt es dafür übrigens über das KfW-Programm 270. Daneben gibt es Zuschüsse über lokale Förderprogramme mancher Bundesländer. 
 

Dachziegel mit solarmodulen

Welche Nachteile haben Solardachziegel?

Bis vor einigen Jahren war einer großer Nachteile der Technologie, dass die solaren Dachziegel sehr aufwändig elektrisch miteinander verbunden werden mussten.

Dieser Nachteil besteht heute allerdings nicht mehr. Der Installationsaufwand ist nicht größer als bei herkömmlichen Photovoltaikanlagen.

Die Hersteller haben spezielle Bussysteme entwickelt, die komfortabel und schnell zu installieren sind. Das hat auch die Kosten merklich gesenkt.  

Ein großes Manko bleibt aber: Als Lösung für die Nachrüstung ist ein Solarziegel dagegen eher nicht gedacht, da eine Dachsanierung in der Regel günstiger zu haben ist.  

 

Seit wann gibt es Solardachziegel?

Bislang haben sich Solardachziegel kaum durchgesetzt - und das, obwohl das erste Patent schon vor 20 Jahren angemeldet wurde. Konkret waren es Ingenieure der Riester-Werke Händle KG mit Sitz im beschaulichen Konstanz, die sich mit ihrer Erfindung an das Europäische Patentamt wandten (EP0547285A1). 

Die Idee: Solarzellen schlicht auf den Dachziegel auf Ton aufkleben, um mit einem solchen Solarziegel Strom zu produzieren.  

Dieser ursprüngliche Ansatz hat sich nicht bewährt - heutige Solarziegel sind komplexe Produkte aus Keramik, Kunststoff oder Schiefer und haben Vertiefungen, in die passgenau die Solarzellen eingesetzt werden. Daneben gibt es Technologien auf Basis von Quarzglas - hier bilden die Solarzellen quasi den Ziegel selbst.  

 

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Welche Alternativen gibt es?

Neben der klassischen Photovoltaik-Dachanlage gibt es eine weitere Alternative zum Solardachziegel: Sogenannte In-Dach-Solarmodule

Mit dieser Technologie, die verschiedene Hersteller anbieten, ersetzen Solarmodule flächig die Eindeckung mit Dachziegeln und bilden gemeinsam eine "homogene" Dachfläche.

Dabei ist oftmals kein Unterbau notwendig, weil die Solarmodule direkt auf die Dachlatten montiert werden. Dadurch sinken die Kosten, weil weniger klassische Dachziegel eingekauft werden müssen. Ein Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Aufdachanlage. 

Modernes Wohnhaus mit Indach-Solar-Anlage.

Die In-Dach-Solarmodule sind in der Regel größer als Solardachziegel, was die Zahl der Verbindungen reduziert. Allerdings werden auch In-Dach-Solarmodule vom Solarteur installiert, der also zusätzlich zum Dachdecker kommen muss. 
 
Im Hinblick auf die Optik wirkt ein Dach mit Solardachziegeln eher wie eine Lösung "aus einem Guss" - denn obwohl Dachziegel und In-Dach-Solarmodul sich optisch ähneln, ist am Übergang doch immer ein Unterschied zu erkennen. Wer darauf besonderen Wert legt, tendiert womöglich eher zum Solardachziegel.  

Letztlich sind Solardachziegel eine Art “Gebäudeintegrierte Photovoltaik mit Pfiff” - ein Blickfang, der sich künftig immer häufiger bei Neubauten und denkmalgeschützten Gebäuden wiederfinden wird. 

Im Endeffekt ist es Geschmacksache und die Frage der Prioritätensetzung, wofür sich Endkunden letztlich entscheiden wird. Im Mittelpunkt steht, dass mehr elektrischer Strom erzeugt wird, um die Klimaziele zu erreichen. 
 

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Martin Jendrischik
Martin Jendrischik
Autor

Pressereferent

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv.

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