Photovoltaik-Reinigung – wie sinnvoll ist das?
Die Reinigung von Solaranlagen ist ein vieldiskutiertes Thema. Während einige Expert*innen die regelmäßige Reinigung der PV-Anlage für sinnvoll erachten, halten andere dagegen, dass Aufwand, Kosten und Gefahren einer Reinigung sich nicht lohnen.
Dieser Beitrag bietet Ihnen einen Überblick, ob und wann die Photovoltaik-Reinigung sinnvoll ist. Zudem geben wir Ihnen hilfreiche Tipps, worauf Sie dabei achten sollten.
Arbeitet eine saubere PV-Anlage besser als eine verschmutzte?
Die Antwort lautet eindeutig: ja. Saubere PV-Module liefern bessere Stromerträge. Gleichzeitig erhöht sich dadurch die Lebensdauer der Photovoltaikanlage . Das bedeutet aber nicht, dass eine Photovoltaikanlage regelmäßig gereinigt werden muss. Im Normalfall sorgen Wind, Regen und auch Schnee dafür, dass Staub, Äste, Blätter und andere Verschmutzungen von den PV-Paneelen geweht oder gewaschen werden.
Allerdings kann es vorkommen, dass diese natürliche Reinigung der PV-Module nicht ausreichend funktioniert. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es längere Zeit nicht regnet, wenn der Neigungswinkel Ihres Daches zu gering ist, wenn sich hartnäckiger Dreck wie Vogelkot festsetzt oder sich Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe in unmittelbarer Nähe befinden.
Welche Arten von Verunreinigung gibt es?
Neben typischen Verschmutzungen, etwa durch Staub und Blätter, gibt es eine Vielzahl weiterer Verunreinigungen, auf die man im ersten Moment vielleicht gar nicht kommt.
Natürliche Verunreinigungen
Als natürliche Verschmutzungen zählt im Grunde alles, was die Natur in direkter und näherer Umgebung zu bieten hat: Äste, Blätter, Blüten- und Gräserpollen, Nager- und Vogelkot, Sand und Staub, Tierhaare, Vogelfedern oder auch Nadeln und Zapfen von Nadelbäumen. Auch Schwebepartikel, wie sie etwa durch Landwirtschaft oder Waldbrände verursacht werden, gelten als natürliche Verschmutzung.
Chemische Ablagerungen
Je nachdem, in welcher Umgebung Ihr Haus steht, ist mit verschiedenen chemischen Ablagerungen zu rechnen. Dazu zählen zum Beispiel Verkehrsemissionen (Reifenabtrieb, Ölpartikel) in der Nähe großer Straßen. Auch Feinstaub und Ruß aus privaten und gewerblichen Schornsteinen, etwa in Industriegebieten, sorgen für eine stärkere Verschmutzung.
Sekundärverschmutzungen
Verunreinigungen wie Sand und Staub bieten optimale Lebensbedingungen für Moose, Flechten und Pilze. Diese sogenannten sekundären Verschmutzungen können sich an den Rändern von PV-Modulen bilden, wenn diese über einen längeren Zeitraum verschmutzt sind.
Der Hot-Spot-Effekt und weitere negative Folgen von verschmutzten PV-Anlagen
Generell lässt sich sagen, dass die Verunreinigung von PV-Modulen wie eine Verschattung wirkt. Daher kann sie die Erträge Ihrer Anlage mindern. Wie hoch diese Ertragseinbußen sind, hängt vom Grad der Verschmutzung ab. Insbesondere auf Flachdachanlagen mit sehr geringem Neigungswinkel kann es bei starken Verschmutzungen zu Leistungsverlusten von circa 20 % kommen. Bei Schrägdächern und aufgeständerten PV-Modulen hingegen werden normale Verschmutzungen in der Regel von Regen, Wind und Schnee abgewaschen, sodass keine langfristigen Ertragseinbußen entstehen.
Starke, punktuelle Verschmutzungen begünstigen den Hot-Spot-Effekt
Deutlich größeren Ärger erzeugt der sogenannte Hot-Spot-Effekt bei Photovoltaikanlagen. Er kann auftreten, wenn einzelne Solarzellen innerhalb des Solarpanels komplett verschattet sind – etwa durch festanhaftenden Vogelkot. Da die betroffenen Solarzellen selbst keine elektrische Spannung mehr erzeugen, wirken sie wie ein elektrischer Widerstand in der Reihenschaltung des Solarmoduls.
Die übrigen Solarzellen aber erzeugen weiterhin Spannung. Wird die Einsatz- oder auch Sperrspannung der verschatteten Solarzellen durchbrochen, bricht die Spannung in der Reihenschaltung ab und es fließt ungehindert Strom. Im Ergebnis können die abgeschatteten Solarzellen derart überhitzen, dass sie vollständig zerstört werden können.
Photovoltaik-Reinigung: Möglichkeiten, Kosten, Tipps
Es hat seine Gründe, dass sich selbst Expert*innen beim Thema Photovoltaik-Reinigung nicht einig sind. Denn selbst wenn man sich für eine Reinigung entscheidet, bleiben viele Fragen offen: Wie oft sollte man die Module reinigen und wie? Selbst reinigen oder reinigen lassen? Und welche Reinigungsmittel kann man verwenden?
Möglichkeiten der Photovoltaik-Reinigung
Ob eine Reinigung nötig ist, können Sie am besten an trockenen und wolkenverhangenen Tagen mit bloßem Auge erkennen. Auch ein Blick auf die Dachfenster hilft: Anhand der Fensterscheiben können Sie den ungefähren Verschmutzungsgrad Ihrer Photovoltaikmodule einschätzen.
Generell sollten die PV-Module möglichst schonend gereinigt werden. Laub und Schnee lassen sich gut mit einem weichen Haushaltsbesen beseitigen. Für Staub, Ruß und lockersitzende Verunreinigungen eignet sich ein weicher Schwamm oder ein Teleskopwischer mit Mikrofaser-Wischtuch. Spezielle Reinigungsmittel sind in vielen Fällen gar nicht nötig, bei hartnäckigen Verschmutzungen reichen meist umweltfreundliche Haushaltsreiniger. Auf harte Bürsten oder Hochdruckreinigern sollten Sie unbedingt verzichten.
Wann ist der beste Zeitpunkt für die PV-Reinigung?
Der beste Zeitpunkt für eine Reinigung Ihrer Solarmodule ist ein regnerischer oder zumindest wolkenbedeckter Tag im Frühling. Eine Reinigung bei Frost oder bei starker Sonneneinstrahlung ist nicht zu empfehlen: Aus Kostengründen und aus Gründen der Nachhaltigkeit wird meist kaltes Wasser verwendet. Im Sommer kann der große Temperaturunterschied zwischen dem Reinigungswasser und den PV-Modulen diese beschädigen.
Wie oft sollte man die Module reinigen?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind sowohl die Beschaffenheit der Anlagen als auch die jeweiligen Standortbedingungen. In jedem Fall sollten Sie Ihre Anlage mindestens einmal im Jahr auf Sicht prüfen, ob es festanhaftende Verunreinigungen wie Vogelkot oder Dreck an den Modulrändern gibt. Der beste Zeitpunkt für eine solche Sichtprüfung ist zum Ende des Sommers und nach dem Winter.
Eine jährliche Reinigung empfiehlt sich für PV-Anlagen unter folgenden Bedingungen:
- PV-Anlagen mit einem Neigungswinkel von weniger als 12 Grad
- PV-Anlagen in Regionen, die unter starker bzw. langanhaltender Trockenheit leiden
- PV-Anlagen in unmittelbarer Nähe zu Industrie- und Landwirtschaftsbetrieben
- PV-Anlagen in unmittelbarer Nähe zu großen Straßenkreuzungen bzw. Autobahnen
Was kostet die Reinigung einer PV-Anlage?
Die Kosten für eine PV-Anlagen-Reinigung lassen sich nicht pauschal beziffern, sondern variieren je nach Anlagengröße, Beschaffenheit, System und Anbieter. Auch die Frage, ob Hebebühnen oder Gerüste benötigt werden, hat Einfluss auf die Reinigungskosten. Als Faustregel kann man sagen: Kalkulieren Sie 2 bis 3 Euro netto pro Quadratmeter Solarmodule.
Holen Sie sich bitte in jedem Fall zunächst mehrere Angebote ein, die auch die Kostenpunkte Anfahrt, Ausrüstung und Materialien beinhalten. So vermeiden Sie unangenehme Überraschungen. Wenn Sie einen Anbieter Ihres Vertrauens gefunden haben, schließen Sie gegebenenfalls einen Reinigungsvertrag zu festen Konditionen und in bestimmten Zeitintervallen ab. Das spart nicht nur Kosten, sondern erhöht auch die terminliche Planbarkeit.
Übrigens: In einigen Bundesländern lassen sich die Kosten für die Photovoltaik-Reinigung steuerlich absetzen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber Photovoltaik Förderung.
Wie läuft eine professionelle PV-Reinigung ab?
Wenn Sie einen Fachbetrieb mit der Reinigung Ihrer PV-Dachanlage beauftragen, müssen Sie in der Regel zunächst genaue Angaben zur Größe und Beschaffenheit sowie zur Verschmutzung Ihrer Anlage machen. Im Anschluss erhalten Sie ein Angebot und einen Terminvorschlag für die Reinigung. In vielen Fällen erfolgt die Reinigung erst im kommenden Frühjahr. Sollte eine kurzfristige Reinigung im Sommer nötig sein, empfiehlt es sich, diese in den frühen Morgenstunden durchzuführen, wenn die Sonne noch nicht ihre volle Kraft entfaltet.
Nach Auftragsvergabe und Terminvereinbarung wird Ihre Photovoltaikanlage gereinigt. Dazu setzen Fachbetriebe in aller Regel circa 40 cm breite und motorisiert rotierende Waschbürsten sowie kalkarmes Wasser aus speziellen Wassertanks ein. Je nach Anlagenbeschaffenheit können die Waschbürsten auch an wasserführenden Teleskopstangen mit Drehgelenken befestigt werden, sodass gegebenenfalls sogar eine Reinigung vom Boden aus möglich ist. Die Wahl der eingesetzten Reinigungsmittel ist abhängig von der Verschmutzung Ihrer Solarmodule. Achten Sie im Sinne der Umwelt darauf, dass der von Ihnen gewählte Betrieb umweltverträgliche Reinigungsmittel einsetzt.
Kann man die PV-Anlage umweltfreundlich reinigen?
Photovoltaik ist eine ökologisch saubere und nachhaltige Form der Energiegewinnung. Entsprechend umweltfreundlich und grundwasserschonend sollte die Reinigung sein.
Viele Solarreinigungsfirmen werben mit ökologisch nachhaltig produzierten Reinigungsmitteln frei von chemischen Zusätzen. Laut EU-Vorgaben ist das sicherlich richtig. In der Praxis aber handelt es sich häufig dennoch um organische Säuren, Wasserstoffperoxide und Tenside. Nicht alles, was ökologisch oder auf pflanzlicher Basis hergestellt ist, ist zwingend umweltfreundlich.
Insbesondere auf den Einsatz vermeintlich nachhaltig produzierter Biozide sollte verzichtet werden. Hierbei handelt es sich um Produkte und Substanzen, die Schädlinge wie Insekten, Ratten oder auch Algen, Bakterien und Pilze bekämpfen und abtöten. Fragen Sie im Zweifel explizit nach, welche Reinigungsmittel eingesetzt werden. In der Regel lassen sich die Verschmutzungen auf Photovoltaikmodulen mit umweltschonenden Photovoltaikreiniger problemlos beseitigen.
Praxis-Tipp: Regenwasser statt Leitungswasser
Fachbetriebe nutzen meist entkalktes Wasser für die Reinigung der PV-Module. Denn stark kalkhaltiges Wasser kann für unschöne Streifen sorgen und einen potenziellen Nährboden Moose und Flechten bieten. Wenn Sie die Module selbst reinigen wollen, können Sie stattdessen Regenwasser verwenden, das im Vergleich zu normalem Leitungswasser deutlich kalkärmer ist. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Sie einen abgedeckten Regenwassertank haben, in dem sich keine Blätter oder sonstigen Verschmutzungen sammeln.
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Solarmodule selbst reinigen: Ja oder nein?
Wie bei fast allen Reinigungs- und Wartungsarbeiten gilt auch bei der Reinigung von Solaranlagen: Selbermachen ist günstiger – aber ist es auch sinnvoll?
Wenn Ihre Photovoltaikanlage gut erreichbar ist und wenn Sie über geeignete Reinigungsmaterialien verfügen, spricht im Grunde nichts dagegen, die Module selbst zu reinigen. Natürlich gilt aber: Die Reinigung erfolgt auf eigene Gefahr. Wenn Sie Schäden an den Modulen verursachen oder bei der Reinigung selbst zu Schaden kommen, greifen Garantie- und Versicherungsschutz in den meisten Fällen nicht.
Größere und schwer zugängliche PV-Anlagen sollten Sie eher nicht selbst reinigen. Insbesondere, wenn Sie für die Reinigung auf das Dach steigen müssten, bestehen Risiken für Leib und Leben. Zudem benötigen Sie meist Spezialgeräte wie Teleskopstangen, um die Module effektiv zu reinigen.
Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie die Reinigung Ihrer Photovoltaikanlage in jedem Fall einer Fachfirma überlassen.
Fazit: Ist die Photovoltaik-Reinigung sinnvoll?
Saubere Solarmodule liefern höhere Stromerträge als verschmutzte. Insofern gilt: Wenn Ihre Anlage über das „normale“ Maß hinaus verschmutzt ist, ist eine Reinigung durchaus sinnvoll.
Eine pauschale jährliche oder zweijährliche Reinigung ist dennoch meist nicht nötig. In der Regel reicht es, den Zustand Ihrer PV-Module regelmäßig auf Sicht zu prüfen und den PV-Ertrag übers Jahr im Blick zu behalten. Wenn stärkere Verschmutzungen vorliegen und eine PV-Reinigung ansteht, sind Sie mit einer professionellen Reinigungsfirma auf der sicheren Seite. Bedenken Sie aber, dass die Reinigung nur selten sofort erfolgt, sondern häufig erst im Frühjahr, wenn das Wetter und die Außentemperaturen geeignet sind.
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