Die Grafik zeigt, wie ein Solar-Tracker über den Tagesverlauf die Position der Solarmodule ändert, um den idealen Winkel zur Sonne einzustellen.

Solar-Tracker: Optimierte Erträge dank dynamischer Modul-Ausrichtung

Herkömmliche Photovoltaikanlagen sind in der Regel fest installiert und statisch zum Himmel ausgerichtet – anders als die Sonne selbst, die im Tagesverlauf wandert. Aus diesem Grund treffen die Sonnenstrahlen immer in einem anderen Winkel auf die Solarpanels und die Stromerträge schwanken entsprechend. Solar-Tracker sind bewegliche Systeme, die die Solarmodule über den Tag hinweg jeweils optimal zur Sonne ausrichten. Wir erklären in diesem Beitrag, wie solche nachgeführten Solaranlagen funktionieren und wann der Einsatz von Solar-Trackern sinnvoll ist.

Was ist eine Solar-Tracker? 

Solarmodule liefern die höchsten Erträge, wenn die Sonneneinstrahlung im Winkel von 90 Grad auf die Module trifft. Da die Sonne im Laufe des Tages von Osten nach Westen über den Himmel wandert, steht sie jeweils nur für kurze Zeit im optimalen Winkel zu den Solarmodulen. Solar-Tracker lösen dieses Problem, indem sie die Solarpanels  dynamisch steuern, sodass sie sich immer im optimalen Winkel zur Sonne hin ausrichten. Auf diese Weise können die Stromerträge der Photovoltaikanlage deutlich gesteigert werden.
 

Die Grafik verbildlicht, wie ein Solar-Tracker-System die Stellung der Solarmodule im Laufe des Tages automatisch nach der Sonne richtet.

Wie funktioniert ein Solar-Tracker?

Solar-Tracker oder Sun-Tracker (to track = verfolgen) werden auf Deutsch auch als „nachgeführte Solaranlagen“ oder „Nachführsysteme für Solaranlagen“ bezeichnet. Dieser Name beschreibt ihre Funktion recht gut: Anders als bei herkömmlichen, statisch installierten Solaranlagen sind bei Solar-Tracking-Systemen die Solarmodule auf einer beweglichen Unterkonstruktion montiert. Ein Elektromotor bewegt das Gestell auf der vertikalen und teilweise auch auf der horizontalen Achse. Auf diese Weise lassen sich die Module so drehen bzw. neigen, dass sie dem Stand der Sonne am Himmel folgen, damit die Sonnenstrahlen jeweils im optimalen Winkel auf die Module treffen.
 

Die Grafik zeigt den Aufbau eines Solar-Tracker-Systems mit allen wichtigen Teilen und Beschreibung der Teile.

Aufbau eines Solar-Trackers

Solar-Tracking-Systeme verwenden die gleichen Solarmodule, die für statische Solaranlagen eingesetzt werden. Allerdings sind die Module auf einem Rahmengestell montiert, das wiederum auf einem fest im Boden verankerten Mast sitzt. Am Rahmengestell sitzen ein oder zwei kleine Getriebemotoren, die das Gestell in die gewünschte Richtung drehen oder neigen. Angetrieben werden die Motoren von einer Steuerungseinheit, die entweder mit einem Sensor verbunden ist oder eine Steuerungssoftware enthält. 
 

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Welche Arten von Solar-Trackern gibt es?

Es gibt sowohl einachsige als auch als zweiachsige Solar-Tracker. Zudem unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Steuerungssystemen, die die Bewegung der Solarpanels kontrollieren: sensorgesteuerte Systeme und astronomisch gesteuerte Systeme
 

Einachsige vs. zweiachsige Nachführsysteme

Die Grafik zeigt einachsige Nachführsysteme für Solar-Tracker.

Einachsig nachgeführte Solarmodule

Bei einachsigen Nachführsystemen werden die Solarmodule nur auf einer Achse gedreht – meist vertikal von Ost nach West, um den Lauf der Sonne abzubilden. Es gibt aber auch einachsige Nachführsysteme, die die Module auf der horizontalen Achse drehen, um den Stand der Sonne von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu verfolgen.
 

Die Grafik zeigt ein zweiachsiges Nachführsystem für einen Solar-Tracker.

Zweiachsig nachgeführte Solarmodule

Zweiachsig nachgeführte Systeme drehen die Solarmodule in Ost-West-Richtung und neigen sie gleichzeitig nach oben oder nach unten. Auf diese Weise kann sowohl der Lauf der Sonne als auch der Stand der Sonne am Himmel präzise verfolgt werden. Daher erzielen zweiachsig nachgeführte Solaranlagen meist die höchsten Erträge.  
 

Sensorgesteuerte und astronomische Nachführsteuerung

 

  • Sensorgesteuerte Nachführsysteme 
    Bei sensorgesteuerten Nachführsysteme ist der Elektromotor mit einem Sonnenlicht-Sensor verbunden, der die jeweils aktuelle Position der Sonne am Himmel erfasst und die Solarmodule präzise danach ausrichtet. Sensorgesteuerte Systeme reagieren also in Echtzeit auf Witterungsveränderungen.
     
  • Astronomisch gesteuerte Nachführsysteme
    Astronomisch gesteuerte Nachführsysteme haben keinen Sensor. Stattdessen arbeiten sie mit einer Software, die die Position der Sonnen zu jeder Tageszeit und an jedem Tag im Jahr exakt berechnet und die Solarpanels entsprechend ausrichtet. Da die Berechnung des Sonnenstandes auf einem Algorithmus beruht, eignet sich die astronomische Steuerung besonders für Regionen mit relativ stabilen Wetterverhältnissen

     

Wo werden Solar-Tracker eingesetzt?

Solar-Tracker werden vor allem auf kommerziellen Freiflächenanlagen eingesetzt – auf privaten Dächern oder Grundstücken findet man sie nur äußerst selten. Zum Teil liegt das daran, dass die Nachführsysteme deutlich teurer sind als statische Photovoltaikanlagen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber, dass man für Solar-Tracker mehr Fläche benötigt. Die beweglichen Module müssen mit größerem Abstand zueinander installiert werden, damit sie sich beim Drehen und Neigen nicht gegenseitig verschatten.
 

Wirtschaftlichkeit: Für wen sind Solar-Tracker sinnvoll?

 

  • Freiflächenanlagen mit einem hohen Maß an direkter Sonneneinstrahlung: Hier können Nachführsysteme die Erträge durch das Ausrichten zur Sonne deutlich steigern.
     
  • Parkplatz-Bedachung und Agri-Photovoltaik: Hier erzeugen die beweglichen Module über den Tag hinweg nicht nur mehr Strom, sie spenden auch dauerhaft Schatten – zum Beispiel für geparkte Autos oder für Tiere, die auf der Grasfläche unter den Solarmodulen weiden.
     
  • Kleine Solaranlagen wie Balkonkraftwerke: Mittlerweile gibt es auch Nachführsysteme für private Balkonkraftwerke. Ist der Balkon nach Süden ausgerichtet, lassen sich die Stromerträge durch das Solar-Tracking deutlich steigern. Bedenkt man, dass Solar-Tracker ebenfalls Strom verbrauchen und zudem regelmäßig gewartet werden müssen, halten sich die finanziellen Vorteile allerdings in vielen Fällen in Grenzen. 
     

Wie hoch ist die Ertragssteigerung durch Solar-Tracker wirklich? 

Wie hoch der Mehrertrag eines Solar-Trackers gegenüber einer statischen Photovoltaikanlage ist, hängt zum einen davon ab, ob das System einachsig oder zweiachsig nachgeführt ist. Zweiachsig nachgeführte Solaranlagen können sich deutlich präziser zur Sonne ausrichten.  

Das Diagramm zeigt verschiedene Ertragskurven bei der Erzeugung von Solarstrom mit und ohne Solar-Tracker.

Laut aktuellen Daten des Fraunhofer ISE steigern ein- oder zweiachsig nachgeführte Anlagen den durchschnittlichen Jahresertrag gegenüber einer statischen Anlage um 15 – 30 %.
 

Link zur Studie

(Quelle der Grafik: Fraunhofer ISE)

Der zweite wichtige Faktor für die Ertragssteigerung ist der Anteil der direkten Sonneneinstrahlung. Wenn die Sonne im Winkel von 90 Grad auf ein Solarmodul trifft, ist der Anteil an direkter Sonneneinstrahlung am höchsten und der Anteil an Strahlen, die von der Glasoberfläche des Moduls reflektiert werden, am niedrigsten. 

Daher erreichen Solarmodule ihre optimale Leistung , wenn sie jeweils im 90-Grad-Winkel zur Sonne ausgerichtet sind. Diese Leistungssteigerung geht jedoch ausschließlich auf die direkte Sonneneinstrahlung zurück. Die Diffusstrahlung – also Sonnenstrahlen, die z. B. durch Wolken gebrochen werden – lässt sich durch den Einsatz von Nachführsystemen nicht effizienter nutzen. 

Nachgeführte Solaranlagen: Vorteile und Nachteile auf einen Blick

Vorteile Nachteile
Liefern höhere Stromerträge als statisch installierte Photovoltaikanlagen. Höhere Anschaffungskosten, da Solar-Tracker teurer sind als statische Anlagen.
Verschattung lässt sich durch bewegliche Solarmodule effektiv steuern. Höhere Betriebskosten durch Stromverbrauch und regelmäßige Wartung der Solar-Tracker.
Durch die Installation auf Ständern sind die Module gut hinterlüftet und können zusätzlich reflektierte Sonneneinstrahlung aufnehmen. Größerer Platzbedarf, da die Masten mit ausreichend Abstand zueinander installiert werden müssen, um Verschattung zu vermeiden.
  Solar-Tracker sind anfälliger für Windlast als statische Anlagen, das macht auch die Installation aufwendiger.
  Durch die Installation auf Masten gelten Solar-Tracker als Freiflächenanlagen, daher erhalten sie eine geringere Einspeisevergütung als statische Dachanlagen.

Fazit

Solar-Tracker sind bewegliche Solaranlagen, die die Solarmodule immer im möglichst optimalen Winkel zur Sonne ausrichten. Insbesondere bei direkter Sonneneinstrahlung können Solar-Tracker deutliche Mehrerträge gegenüber statischen Solaranlagen erzielen. Die Ertragssteigerung zeigt sich sowohl über den Tag hinweg als auch beim durchschnittlichen Jahresertrag.

Aufgrund der hohen Anschaffungskosten, des Platzbedarfs und des Installations- und Wartungsaufwandes sind Solar-Tracker für private Betreiberinnen und Betreiber in der Regel meist nicht sinnvoll. Auch bei gewerblichen Freiflächenanlagen muss je nach Standort und Witterungsbedingungen geprüft werden, ob der Einsatz von Solar-Trackern einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber einer fest installierten Photovoltaikanlage bietet. 
 

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