Zwei Solar-Installateure bauen PV-Module auf ein Dach.

Photovoltaik-Ausbau in Deutschland: Das ist die Strategie der Bundesregierung

Der Atomausstieg ist vollzogen, der Kohleausstieg ist in absehbarer Zeit geplant – jetzt liegt der Fokus neben dem Hochlauf der Wasserstoff-Technologie voll und ganz auf erneuerbaren Energien. Um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, müssen die Erneuerbaren flächendeckend ausgebaut werden, inklusive der benötigten Speicherkapazitäten und Vermarktungsmodelle. Die Bundesregierung arbeitet daher mit Hochdruck daran, einen entsprechenden gesetzlichen Rahmen zu schaffen. Wir geben hier einen Überblick über die Ziele und den aktuellen Stand beim Photovoltaik-Ausbau

Ausbauziele im Rahmen der EEG-Novelle 2023

Mit dem EEG 2023 hat die Bundesregierung den gesetzlichen Rahmen für ein klimaneutrales Deutschland bis 2045 geschaffen. In der größten energiepolitischen Gesetzesnovelle seit vielen Jahren sind verschiedene Maßnahmen festgelegt, um die Erderwärmung gemäß Pariser Übereinkommen auf 1,5° Celsius zu begrenzen und unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. 

 

„Photovoltaik ist einer der günstigsten Energieträger überhaupt und gehört  zu den wichtigsten Stromerzeugungsquellen der Zukunft.“

Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister, 

auf dem Photovoltaik-Gipfel im Mai 2023

 

Zu den wichtigsten Maßnahmen im EEG 2023 zählen: 

  • Erneuerbare Energien haben gesetzlichen Vorrang vor anderen Interessen – das soll Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Erneuerbaren erleichtern. 

     

  • Abschaffung der EEG-Umlage – künftig werden erneuerbare Energien aus dem Sondervermögen des Bundes „Klima- und Transformationsfonds“ subventioniert.

     

  • Mindestens 80 % Strom aus Windkraft und Photovoltaik bis 2030 – dafür werden die Ausschreibungsmengen in den kommenden Jahren stark erhöht.

     

  • Höhere Vergütungssätze für Dachanlagen – zudem ist es seit 2023 möglich, Volleinspeisung und Teileinspeisung auf einem Dach zu kombinieren. 

     

  • Solar- und Windprojekte von Bürgerenergiegesellschaften können künftig ohne Ausschreibung realisiert werden.

Lesetipp

Aktuelle Informationen finden Sie hier

Einen Überblick über die Ziele und Maßnahmen des EEG 2023 finden Sie auf den Seiten der Bundesregierung

Wie sich die erneuerbaren Energien nach dem Atomausstieg jetzt entwickeln müssen, um die Klimaziele für 2045 zu erreichen, erfahren Sie in unserem Beitrag Die erneuerbaren Energien müssen erwachsen werden.  

Robert Habeck erklärt das für Deutschland geplante Solarpaket bei einer Pressekonferenz.

Die Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung

Um die Akzeptanz und die Umsetzbarkeit des Photovoltaik-Ausbaus sicherzustellen, hat die Bundesregierung frühzeitig Vertreter*innen der Länder und der Solarbranche ins Boot geholt: auf einem ersten Photovoltaik-Gipfel im März 2023 wurde der Entwurf einer Photovoltaik-Strategie vorgestellt. In den darauffolgenden Wochen hat das Bundeswirtschaftsministerium mehr als 650 Stellungnahmen von den Ländern und aus der Wirtschaft erhalten. Diese wurden gesichtet und in die finale Ausarbeitung der Photovoltaik-Strategie einbezogen. 

Am 5. Mai 2023 wurde schließlich bei einem zweiten Photovoltaik-Gipfel die Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung vorgelegt. Das Strategiepapier macht insgesamt 11 Handlungsfelder aus, die für den Ausbau der Photovoltaik entscheidend sind: 

Photovoltaik-Ausbau: Die Handlungsfelder im Strategiepapier der Bundesregierung: 

  1. Ausbau von Freiflächenanlagen

  2. Photovoltaik auf dem Dach erleichtern

  3. Mieterstrom und gemeinschaftliche Gebäudeversorgung vereinfachen

  4. Nutzung von Balkonkraftwerken erleichtern

  5. Netzanschlüsse beschleunigen

  6. Akzeptanz für Photovoltaik stärken

  7. Wirksame Verzahnung von Energie- und Steuerrecht

  8. Lieferketten sichern, europäische Produktion anreizen

  9. Fachkräfte sichern

  10. Technologische Entwicklung vorantreiben

  11. PV-Ausbau auch mit europapolitischen Mitteln vorantreiben

 

Das Cover des Strategie-Papiers zu Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung.

Strategie-Papier zum Download

Sie möchten mehr wissen oder sich einzelne Punkte der Strategie im Detail anschauen? Hier finden Sie die Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung zum Download.  

Solarpaket 1 und 2: die Maßnahmen für PV-Anlagen 

Im Rahmen seiner PV-Strategie hat das Bundeministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Mai 2023 zwei Solarpakete (Solarpaket I und II) vorgelegt. 

 

Solarpaket 1

Das Solarpaket 1 ist das Ergebnis des zweiten Photovoltaik-Gipfels. Die darin enthaltenen Maßnahmen sollen den Ausbau der PV-Anlagen beschleunigen und den Zugang erleichtern. Das Solarpaket I wurde dem Bundeskabinett noch vor der Sommerpause 2023 vorgelegt, der Nachfolger Solarpaket II soll im Anschluss behandelt werden.

Die Maßnahmen des Solarpakets 1 umfassen unter anderem:

  • Erleichterungen im Baugesetzbuch

  • Klarstellungen in der Baunutzungsverordnung u. a. für PV-Anlagen in Industrie- und Gewerbegebieten

  • Klarstellung für benachteiligte Gebiete für kleine PV-Freiflächenanlagen

  • Öffnung benachteiligter Gebiete 

  • Ausweitung der finanziellen Beteiligung u. a. auf sonstige bauliche Anlagen, schwimmende PV-Anlagen etc. 

  • Höhe der Gebotsmenge überprüfen

  • Agri-PV-Anlagen stärker nutzen

  • PV-Freiflächenanlagen an Autobahnen und Bahnstrecken verstärkt nutzen

  • Biodiversitäts-PV auf bestimmten landwirtschaftlichen Flächen ermöglichen

 

Solarpaket 2

In einem zweiten Schritt soll das Solarpaket 2 den Ausbau durch folgende Maßnahmen vorantreiben:

  • Zubau besonderer Solanalagen erleichtern (u. a. Parkplatz-PV-Anlagen, schwimmende PV-Anlagen)

  • Baugenehmigungsverfahren vereinfachen



 

Eine große PV-Anlage auf einem Feld. Im Hintergrund ist Wald zu sehen.

Wie geht der PV-Ausbau in Deutschland voran?

Der Photovoltaik-Ausbau wird in Deutschland mit großen Schritten vorangetrieben: Für privat genutzte Immobilien, Gewerbebetriebe und Freiflächenanlagen ist die Nachfrage ungebrochen.  Um die bis 2030 gesetzten Ziele zu erreichen, muss der Ausbau aber noch einmal deutlich zunehmen. 215 Gigawatt sind das im EEG 2023 gesetzte Ausbauziel.

 

Wie hoch ist der Anteil der Photovoltaik am Bruttostromverbrauch?  

Die erneuerbaren Energien sind auf einem guten Weg: 

  • 46 % des Bruttostromverbrauchs kam 2022 aus erneuerbaren Quellen wie Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse. 

  • Die Photovoltaik hatte mit 60,8 TWh (60.800.000 kWh) einen Anteil von 11 % am Bruttostromverbrauch

  • Gegenüber 2021 (49,3 TWh) hat sich die Stromerzeugung aus Photovoltaik um mehr als 23 % gesteigert

 

Das folgende Diagramm (Quelle: Fraunhofer ISE) verdeutlicht die positive Entwicklung sehr gut. Einen Link zur kompletten Analyse des Fraunhofer ISE finden Sie in der nächsten Infobox ein paar Zeilen weiter unten. 

 

Das Diagramm illustriert den Anteil des Bruttostromverbrauchs durch Photovoltaik in Deutschland.

Die Zahlen sind vielversprechend – aber die Ausbauziele gemäß EEG 2023 bleiben ambitioniert: Bis 2030 soll die Photovoltaikleistung in Deutschland auf 215 Gigawatt ausgebaut sein – das erfordert einen jährlichen Netto-Zubau von bis zu 22 Gigawatt.

Infobox

Analyse des Fraunhofer ISE 

Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland und zum geplanten und aktuellen PV-Ausbau finden Sie in einer Analyse des Fraunhofer ISE.

Auch das Umweltbundesamt bietet einen Überblick über die Anteile der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch. 

 

Wie sieht es mit dem Photovoltaik-Ausbau auf europäischer Ebene aus?

Innerhalb Europas ist Deutschland seit Jahren klarer Spitzenreiter in Sachen Photovoltaik-Ausbau: Mit insgesamt 59 Gigawatt PV-Leistung hatte Deutschland 2021 einen Anteil von 37 % an der gesamten PV-Stromerzeugung in der EU

Aber auch in der restlichen EU wurde der Photovoltaik-Ausbau zur Chefsache erklärt: Um unabhängiger von Energieexporten aus Russland zu werden, hat die Europäische Kommission den REPowerEU-Plan auf den Weg gebracht. Damit mobilisiert die EU über Zuschüsse und Kredite bis 2030 den Betrag von 300 Milliarden Euro für die Neugestaltung des europäischen Energiesystems

 

Gut zu wissen

Was ist der REPowerEU-Plan?

Hier finden Sie mehr Informationen zum REPowerEU-Plan   

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Tommy Braun

Tommy Braun

Martin Jendrischik
Martin Jendrischik
Autor

Pressereferent

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv.

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